Medikamente


Einer Sache möchte ich ein ganzes Kapitel widmen: meine Medikamente. Für sie habe ich sehr viel Zeit an Recherche im Internet verbraucht und ein missglückter Feldversuch gab es auch. Ihr werde schnell feststellen, dass zu dieser Thema viel mehr zu sagen gibt, als man zunächst glaubt, wie ICH es erst glaubte.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen, ausnahmslos!
Wie ich bereits im Kapitel "Überblick beschaffen und Entscheidungen treffen" erwähnte,  bin ich bin seit meinem 12. Lebensjahr Epileptiker und bin Tag für Tag, morgens und abends, auf Medikamente angewiesen. Dies ist nun mal eins von meinen Päckchen, was ich zu tragen haben. Jeder hat nun mal sein Päckchen zu tragen, die meisten sogar mehrere.

Ich bin Jahrzehnt mit Medikamente anfallsfrei. In meiner Pubertät gab es durch mein körperliche Veränderung und Wachstum massive Probleme. Den Führerschein habe ich aus Sicherheitsgründen auch erst ziemlich spät gemacht. Inzwischen habe ich solange keinen Anfall mehr gehabt, dass ich mich überhaupt nicht mehr an den letzten erinnere. Medikamente blieben jedoch ein fester Bestandteil meines Alltags und haben einen sehr hohen Stellenwert, eigentlich nach meinem Leben und Gesundheit den höchsten. Ich will unter allen Umständen anfallsfrei bleiben. Deshalb wurde bei der Planung diesem Thema einen hohen Stellwert gewährt und  eine außergewöhnliche gründliche Recherchen von mir geleistet. Bei "normale" Urlaubsreisen konnte ich mir  es relativ einfach machen. Medikamente für 2-3 Wochen ist kein Ding. Ich nahm sogar aus Sicherheitsgründen doppelt so viel wie nötig mit. Ich verstauten sie in dem Handgepäck und welche im Koffer. Falls ich einen Reisebegleiter hatte, bekam er auch noch einen Pack Medikamente mit. Die Weltreise jedoch stellt durch ihre lange Dauer ein Problem dar. Wie bekomme ich in dieser lange Zeit die Medikamente her, wenn mein Arzt und meine Apotheke tausende Kilometer entfernt sind?

Der erste Gedanke war UPS! Die "Basis in der Heimat", sprich meine Schwester, würde mir je nach Bedarf mir Medikamente schicken, per UPS. 

Weltweiter Versand
Nun musste ich feststellen, dass der weltweite Versand überhaupt nicht so einfach ist, wie ein Päckchen zu der Oma in der andere, aber deutsche Stadt. Man muss grundsätzlich zwischen EU und dem Rest der Welt unterscheiden. In der EU (Ausnahme: Schweiz) ist die Mitnahme, Beschaffung und Versand von verschreibungspflichtige Medikamente kein Problem. Für diese Arzneimittel gibt es das Zentralisierte (Zulassungs-)Verfahren der EU. Dies bedeutet, dass für neue Medikamente eine einheitliche Zulassung gibt und überall in der EU erlaubt sind. Deshalb gibt es sehr viele Versandfirmen und internationale Apotheken, die innerhalb EU Medikamente liefern, aber nur in der EU. Ganz anderes sieht es bei Ländern außerhalb der EU aus. Da gelten in den Empfangsländern ganz andere Vorschriften für Medikamente. Zum Beispiel, ganz extrem,  werden einige Medikamente als Drogen angesehen, obwohl diese in Deutschland ganz normal und üblich sind, z.B. Hustensaft. Und das Einführen von Drogen droht in Thailand die Todesstrafe. Da muss man sich daher ganz genau informieren. Dies trifft jetzt aber nicht meine Medikamente zu.

Zoll
Zum Gegensatz zu EU müssen Pakete durch den Zoll. Zuerst durch den deutschen Zoll und dann durch den Zoll des Empfängerlandes. Ich musste feststellen, dass ich mich mit den Zollvorschriften beschäftigen muss, insbesondere mit dem Kapitel „Betäubungsmittel“ & Co. Beim deutschen Zoll konnte ich ganz einfach nachfragen, wie sich es mit meinen Medikamenten verhält. Ich erhielt auch eine ausführliche Antwort und kurz gesagt, es ist nichts Besonderes zu beachten, Ausfuhr ist also erlaubt. Bei Einfuhr in das Empfängerland müssen jedoch einige Formalitäten beachtet werden. Es müssen irgendwelche Formblätter ausfüllt werden, „Zoll-Code“ für Einfuhr von „Artikel“ auf der Internet-Seite vom Zoll finden, Hinweise diesbezüglich. auf der Internet-Seiten lesen, die je nach Empfängerland anderes lauten etc. etc. Immer mehr wurde mir klar, wie komplex das Thema ist. Wir sprechen jetzt nur von Arzneimitteln, biologische Stoffe & Co.. Ein Handy z.B. zu verschicken ist nicht so kompliziert.

Missglückter Feldversuch
Da ich November 2018 mit meinem Neffe in Thailand Urlaub gemacht habe und dem UPS nicht vertraue, habe ich mir gedacht, ich lasse mir mal ein Probe-Päckchen in das Hotel in Bangkok schicken. Zwei Tage vor unserer Abreise gab ich das Päckchen auf. Hier hätte ich von dem UPS-Mitarbeiter Hilfe beim Ausfüllen der Formalitäten erwartet. Aber der Typ scherte sich ein Sch... um meine Angelegenheit. Er war nicht mal in der Lage oder gewillt Kreditkarte-Zahlung anzunehmen. Über 100 EUR hat es gekostet. Zum Glück hatte ich ganz zufällig, den Grund weiß ich jetzt nicht mehr, soviel Bargeld bei mir. Das Päckchen mit den Medikamenten müsste kurz nach uns im Hotel ankommen. Leider kam das Päckchen nicht an. Der Status in der UPS-App von dem Päckchen sagte nur aus, dass es in Thailand eingetroffen wäre und nun irgendwo liegt. Nun, wenn ich jetzt dieses Päckchen unbedingt gebraucht hätte, wäre ich in echte ernste Schwierigkeiten gekommen. Später erfuhr ich nach Nachfrage bei UPS, dass das Päckchen beim Zoll in Thailand liegt und auf eine telefonische Freigabe (oder ähnliches) von mir wartet. Da wir inzwischen wieder aus Thailand zurück waren, liegt das Päckchen vielleicht immer noch da. Fazit: UPS nie und nimmer!

Die Suche nach Optionen
Zurück aus Thailand musste ich jetzt Alternativen zu UPS finden. Folgende Optionen hatte ich nach einiger Überlegungen und nach stundenlanger Internet-Recherchen:

Option 1: Versand aus Deutschland
Neben UPS gibt es noch folgende Versandsdienstleister, die einen schnellen weltweiten Versand anbieten: FedFx, TNT, GLS. Deutsche Post bietet zwar auch weltweiter Versand an, allerdings kann ich nicht tagelang auf das Päckchen warten. Ich brauche also einen Express-Versand von 1-2 Tage Lieferzeit. Aufgrund dem missglückten Feldversuch stehe ich dieser Option skeptisch gegenüber und bezweifele, dass bei den andere besser laufen soll als bei UPS

Option 2: Tabletten im Ausland besorgen
Davon wird dringend  abgeraten. Wie bereits erwähnt, herrschen in den meinten Länder andere Bestimmungen und da eine EU-Zulassung nicht existiert, weiß man nicht wie wirksam die Medikamente wirklich sind. Dann kommt auch noch der Handel mit gefälschte Medikamente dazu. In Thailand ist es üblich, dass Tabletten in Tütchen verkauft werden, also nicht in Originalverpackung. Deshalb ist dort der Handel mit gefälschte Medikamente ziemlich verbreitet. Bei meiner Recherchen habe ich herausgefunden, dass man in Bangkok am besten in das Bumrungrad International Hospital geht, um die richtige Medikamente zu erhalten, alles andere in Bangkok ist zu vermeiden. Diese "Quelle" behalte ich mal im Hinterkopf. Aber diese Option schließe ich jetzt generell auch aus.

Option 3: Metropolitan Pharmacy
Metropolitan Pharmacy ist quasi die Apotheke direkt am Flughafen. In Deutschland gibt sie in Frankfurt, München, Berlin, Hamburg und Düsseldorf. .Diese Apotheke bietet auch weltweiter Versand an. Bei der Kontaktaufnahme erklärte man mir, dass rezeptpflichtige Medikamente ausgeschlossen wäre. Diese Option scheidet also auch aus.

Und nun? Ich war ratlos! Da kam mir ein Gedanke. Es muss doch auf der Welt noch andere Menschen geben, die an einer chronische Erkrankung leiden und täglich von Medikamente abhängig sind, aber trotzdem verreisen. Was sagen die zu diesem Thema? Also, auf die Suche im Internet. Und tatsächlich wurde ich fündig. Es wird viel zu dem Thema "Medikamente auf Reisen" geschrieben. Leider beziehen sich der größte Teil der Artikel im Internet auf Jahresurlaube und nicht auf längere Auslandsaufenthalte. Wer aber im Internet für diesem Thema recherchiert, wird früher oder später auf den Blog von Samira auf Explorer stoßen: Chronisch krank - und auf Weltreise? Mit diesen 8 Tipps von MS-Bloggerin Samira kein Problem! Dieser Blog beinhaltet wirklich nützliche Tipps. Nachdem ich auch noch mit ihr kurz Mails ausgetauscht hatte, kam ich zum folgenden Schluss: Das beste und sicherste ist, die Medikamente mit zu nehme.


Ich packe mein Koffer und nehme ...
...meine Unterhose und meine Medikamente mit!  Nun stand ich vor einer neue Herausforderung: Wie packe ich die Medikamente so platzsparend wie möglich in meinen Rucksack? Originalverpackt, mit Schachtel, würde die Medikamente mein Rucksack fast voll ausfüllen. Also muss ich zumindest die  Blister (Durchdrückpackung) aus der Schachtel nehmen.Dort gibt es viel zu viel wertvoller leerer Zwischenraum zwischen den einzelne Blister. Einzelne Blister kann man zwar gut in den Ecken vom Rucksack verstauen. Aber ich wollte meine Medikamente jedoch schon in einer Weise packen, wo sie geschützt sind, z.B. vor Wasser. Also bestellte ich so Art Tupperware in alle mögliche Größen, z.B. Emsa  Frischhaltedose mit 2,3 Liter und 1,2 Liter. Dann versuchte ich das Ideale herauszufinden, d.h. wo der wenigste Zwischenraum ist. Das Foto zeigt die Menge an Medikamente, die für die Halbzeit ausreicht, sprich, es ist nochmal so viel nötig.  Zum Glück habe ich einen "coolen" Neurologe, der mir die Rezepte für meine Medikamente verschreibt. Ich erzählte ihm von meinem Vorhaben und er meinte direkt auf seiner lockere Art "Also, an mir soll es nicht liegen. Wie lange bist Du fort? Wie viele Packungen brauchst Du?". Nun, da hatte ich schon mal den kompletten Vorrat und kann daher auch verschiedene Packweisen ausprobieren.

Man kann auch die Tabletten aus der Blister drücken und einzeln in so Medikamente-Dosen verpacken. Dies nimmt noch weniger Platz in Anspruch. Super findet ich die kompakte UCEC Tablettendose mit Fächer für 7 Tage. In meinen Fall passen dort sogar Tabletten für 10 Tage rein, d.h. zwei solche Dosen würden mich für knapp drei Wochen mit Medikamente versorgen. Allerdings gibt es da ein großes Problem. In Blister sind die Tabletten luftdicht verpackt und gegen äußere Einflüsse geschützt, z.B. Luftfeuchtigkeit. Bei meinen Reisen durch asiatische Länder, wo teilweise hohe Luftfeuchtigkeit herrschen, konnte ich nach ca. zwei Wochen feststellen, dass Tabletten begann zu bröseln. Sie begann zu zerfallen. Also ist diese zwar kompakte Packweise langfristig nicht geeignet. Aktuell versuche ich immer noch die optimale Packweise zu finden.

Meine Schwester hat jedoch eine super Idee gehabt. Sie wollte auch mal gern Thailand besuchen. Deshalb schlug sie vor, mich während der Weltreise, wenn ich in Thailand bin, mich zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit könnte sie Nachschub mitbringen.

In Schrift auf Papier
Apropos Mitnehmen von Tabletten auf Flug: Im Blog von Samira wurde auf zwei Sachen hinwiesen, die ich für sehr hilfreich fand. Zum einen hat Samira geschrieben, dass eine Bescheinigung vom Arzt, dass ich die Medikamente für den Eigenverbrauch mitführen darf. Dies erspart mir Stress am ausländischen Zoll. Diese Bescheinigung sollte in Deutsch, Englisch und Spanisch erfasst geworden sein und vom Arzt unterschrieben werden.

Krank im Ausland
Zu anderen schrieb sie über etwas, an was ich überhaupt nicht gedacht habe und dies betrifft die Langzeit-Auslandsversicherung. Für die Weltreise brauche ich eine Langzeit-Auslandsversicherung. Die Reiseversicherung gilt in der Regel für 8 Wochen durchgängiger Aufenthalt im Ausland und ist für den Jahresurlaub geeignet. Für einen durchgängiger Auslandsaufenthalt über 8 Wochen ist eine Langzeit-Auslandsversicherung notwendig. Für diese Zeit könnte man auch die Krankenversicherung in Deutschland kündigen und den Beitrag sparen. Dabei ist zu beachten, dass man dann NUR im Ausland versichert ist. Bei einem kurzen Besuch in Deutschland hat man keinen Versicherungsschutz. Man kann aber sich trotzdem über die Reiseversicherung versichern, indem man alle 8 Wochen einen kurzen Besuch in Deutschland macht. Diese Vorgehensweise ist natürlich nicht empfehlenswert. Weiterhin sollte man unbedingt darauf achten, ob es Unterschiede zwischen den Reiseziele gibt. Die meiste Langzeit-Auslandsversicherungen unterscheiden zwischen USA und der Rest der Welt. Die Behandlungskosten in USA sind derart hoch, dass man einen höheren Beitrag bezahlen muss. Für die relative kurze Zeit meiner Weltreise schließe ich zwar eine Langzeit-Auslandsversicherung ab, bei ADAC, lasse aber meine Krankenversicherung werde ich nicht kündigen und lasse sie weiterlaufen.


Versicherungen sind ja allgemein im Fall eines Falles ziemlich "zahlungsscheu". Samira schreibt in ihren Blog, dass man von dem Arzt bescheinigen lassen soll, dass man reisefähig ist. Ansonst könnte die Versicherung im Fall eines Falles behaupten, dass man mit seiner chronische Erkrankung überhaupt nicht auf eine Langzeit-Reise gehen dürfte. Also lieber dies auch noch bescheinigen lassen, die Unterschrift dafür einzuholen, war bei meinem Arzt ein leichtes Ding.

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